5. - 8. September 2002
 
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Eine Veranstaltung von
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und
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Tierrechte und Menschenrechte

von Martin Balluch

Definition von Unterdrückung

(Young 1990, 5 Formen der Unterdrückung, aus Docekal und Studer: "Politische Theorie")

  • Gewalt: "systematischer Charakter", "soziale Praxis"
  • Kulturimperialismus: "die Erfahrungen und die Kultur der herrschenden Gruppe werden zur Norm gemacht" [was "Tiere" tun ist weniger wert und primitiv]
  • Marginalisierung: "in öffentlich-politischen Diskursen kaum vertreten" [menschliche Probleme sind wichtiger, tierliche nicht einmal politisch ernstzunehmen]
  • Machtlosigkeit: "Behinderung in der Entwicklung der eigenen Fähigkeiten", "Mangel an Entscheidungskompetenz", "respektlose Behandlung aufgrund des gesellschaftlichen Status"
  • Ausbeutung: "strukturelle Relation zwischen sozialen Gruppen", "der stete Prozeß, die Ergebnisse der Arbeit einer sozialen Gruppe auf eine andere zu übertragen"

Definition von Rassismus

(Jäger und Link 1993, Die vierte Gewalt, Duisburg)

Rassismus ist "eine Haltung bzw. Haltungen, durch die

  • Fremde ["Tiere"] genetisch und/oder kulturell abweichend wahrgenommen werden,
  • diese Abweichung als negativ angesehen wird, wobei dies
  • aus der Position der Macht geschieht, die
  • dazu befähigt, diese negative Einschätzung auch in Gestalt von ausgrenzenden und diskriminierenden Handlungen zu artikulieren."

Ideologie des Rechts-Extremismus

(Gärtner 1996, Die ordentlichen Rechten, Picus)

  • Die Ideologie der Ungleichheit ["Menschen" versus "Tiere"]
  • Autoritäre Umsetzung [legale Gewalt gegen "Tiere", Menschen haben Gewaltmonopol]
  • Biologismus [Unterdrückung der "Tiere" sei natürlich, sie sind genetisch und/oder kulturell unterlegen]
  • das Kollektiv wichtiger als das Individuum [Artenschutz wichtiger als Tierschutz]
  • Antipluralismus in der Meinungsvielfalt [TR Argumente werden ignoriert, Diskussionen verweigert, TR-Ansätze bestenfalls verlacht; es wird versucht TR-Meinungen aus den Medien zu drängen, z.B. TATblatt oder Radio Orange, etc.]

Ausbeutung wegen Minderwertigkeit

(Patterson 2002, Eternal Treblinka, Lantern Books)

  • Hierarchie unter den Lebewesen (klassische griechische Antike, mittelalterl. Christentum)
  • Sklaverei ist Erweiterung der Domestikation
  • Erste industrialisierte Massentötung: Schlachthöfe in den USA des 19. Jhdt's
  • Ford exportiert die Technik der Fliessbandproduktion nach Nazi-Deutschland
  • Menschliche Eugenik aufgrund von Erfahrungen in der Tierzucht
  • Himmler: Prinzip und Praxis der Rassenhygiene aufgrund seiner Erfahrungen als Massentierhalter
  • Menschen, die genetisch minderwertig gesehen werden, werden mit nicht-menschl. Tieren verglichen
  • Das erste Anzeichen eines nahenden Genozid ist, wenn eine gewisse Menschengruppe im üblichen Sprachgebrauch als (gewisse) Tiere bezeichnet wird

Untermenschen - Ideologie des 3. Reichs

  • die arische "Rasse" ist das "Herrenvolk" [Menschen als Krone der Evolution/Schöpfung]
  • SlawInnen als ArbeiterInnen für die "Herrenmenschen" ["Tiere" für menschlichen Nutzen]
  • Zukunftsperspektive: "arische" Bauern mit slawischen Knechten ["Nutztiere"]
  • SlawInnen profitieren von "arischer" Kultur ["Tiere" profitieren durch Sicherheit, Nahrung, Hygiene, …]
  • Naturgesetz: der Stärkere, Intelligentere dominiert den Schwächeren, weniger Intelligenten
  • Evolution: die "bessere Rasse" setzt sich auf Kosten der anderen durch ["Tiere" müssen der Ausbreitung menschlicher Kultur weichen]

Historische Argumente pro-Sklaverei

  • Menschen sind nun einmal schlecht, Sklaverei lässt sich nie abschaffen
  • Es gibt viel Schlimmeres als Sklaverei
  • Abschaffung der Sklaverei würde zum Aussterben der Schwarzen in Amerika führen, sind ohne weiße Hilfe nicht lebensfähig
  • Generell wurde nicht argumentiert, dass die Sklaverei moralisch richtig wäre, sondern "es geht nicht anders", Sklaverei ist ein "notwendiges Übel"
  • Die Bibel erlaubt die Sklaverei: i) Jesus hat sich nie gegen die Sklaverei ausgesprochen; ii) das Alte Testament ist unkritisch voll von Sklavengeschichten; iii) Ham wird von Noah in die ewige Sklaverei verflucht - die Schwarzen werden die Nachkommen Ham's sein; iv) die Sklaverei der Schwarzen ist Gottes Weg sie zu ChristInnen zu machen
  • Schwarze sind minderwertig, weniger intelligent; das wurde auch "wissenschaftlich" durch Hirnvermessungen belegt; sie sind Zwischenstufe zwischen Menschen und Tieren.
  • Die Schwarzen profitieren von der Sklaverei, weil sie ihnen Kultur und Zivilisation bringt
  • SklavInnen haben es besser als freie Schwarze: ein sicheres Dach über dem Kopf, mehr Hygiene, medizinische Versorgung, keine Sorgen, immer was zu essen, ...
  • Sklaverei ist besser als Kapitalismus: Schwarze (bzw. Schwache) unterliegen im kapitalistischen Konkurrenzkampf, Armut, Hunger, ...
  • Hierarchie und Ungleichheit sind wesentliche Bausteine einer guten, stabilen und friedlichen Gesellschaft
  • Hierarchie und Ungleichheit sind natürlich
  • Grausamkeiten bei der Sklaverei sind Ausnahmen, SklavenhalterInnen sind in väterlicher Weise um ihre SklavInnen besorgt; nur gut gehaltene SklavInnen machen gute Arbeit
  • Die Forderung nach Gleichheit für Weiße bezieht sich nicht auf Schwarze; Schwarze sind anders
  • Den Weißen das Recht zu nehmen Schwarze zu halten, ist eine unerträgliche Einschränkung der Freiheit der Weißen
  • Schwarze sind nicht fähig für ihre eigenen Rechte einzutreten und zu kämpfen, und verdienen daher auch keine

Geschichte der Sklaverei in den USA

  • Bis 1750: Sklaverei nicht hinterfragt; SklavenhalterInnen protzen mit Misshandlung und Härte
  • Ab 1750 (Aufklärung): Umgang mit SklavInnen moralisch relevant; SklavenhalterInnen protzen damit, ihre SklavInnen besonders gut zu halten.
  • Um 1780: Unabhängigkeitskrieg; Verfassung: Grundrechte, Freiheit, Gleichheit; Sklaverei erstmals moralisch hinterfragt, wird zum "notwendigen Übel"
  • Anfang 19. Jhdt.: Sklaverei durch Befreiungsbewegung im Norden der USA abgeschafft, wo Sklaverei weder weit verbreitet noch großen wirtschaftlichen Einfluss hatte; der Süden igelt sich ein; erste Pro-Sklaverei Schriften erscheinen
  • Mitte 19. Jhdt.: Sklaverei wieder voll gefestigt im Süden; alle Pro-Sklaverei, wer dagegen ist, ist VerräterIn, unpatriotisch
  • Um 1865: Sezessionskrieg, Befreiung der SklavInnen
  • Bis 1877: Formale Abschaffung der Sklaverei und Gleichstellung (inklusive Wahlrecht) der Schwarzen, Rekonstruktionsregierungen versuchen egalitäre Gesellschaft zu schaffen: scheitert
  • Bis 1910: Terror von weißen Milizen (Ku Klux Klan): rassistische Regierungen nehmen den Schwarzen alle Bürderrechte wieder weg
  • Bis 1950er: Schwarze wieder total unterdrückt, keine Infrastruktur, keine Schulen, totale Rassentrennung, Schwarze in keinen Parks, keinen Kinos, ohne Wahlrecht, ohne Bildung, ...
  • Ab 1950er: Bürgerrechtsbewegung (Martin Luther King, Malcolm X) ermöglicht graduelle Emanzipation der Schwarzen; FBI
  • Ab 1960er: Bundespolizei aktiv gegen weiße Miliz
  • Ab 1980er: Prozesse zur Entschädigung schwarzer Opfer und Zerstörung des KKK

Aspekte der Sklaverei in den USA

  • Nur wo die Sklaverei keinen großen Einfluss auf die Gesellschaft oder die Wirtschaft hatte, konnte sie von innen her abgeschafft werden
  • SklavInnen haben sich nie selbst befreit, es nicht einmal versucht
  • Der Widerstand von SklavInnen war immer individuell und nicht kollektiv
  • Das Verbot der Sklaventransporte hat die Sklaverei gefestigt
  • Auch (bzw. fast nur) RassistInnen in den USA haben sich gegen die Sklaverei stark gemacht
  • Konflikt zwischen jenen, die Sklaverei humanisieren und jenen, die sie abschaffen wollten
  • Es gab die Underground Railroad, ein organisiertes System zur illegalen Befreiung von SklavInnen (Hilfe für Individuen, konnte Sklaverei als Institution nicht gefährden
  • Es gab auch bewaffnete Anschläge gegen Sklaverei durch Weiße
  • Je mehr Anti-Sklaverei Druck von aussen kam, desto mehr wurden Anti-Sklaverei Stimmen von innen schwer unter Druck gesetzt
  • Die Verteidigung von Sklaverei führte zu Konservativismus und Anti-Demokratie
  • Die Abschaffung der Sklaverei im Süden der USA Ende eines "way of life"
  • Kinder sind immer Anti-Sklaverei, auch weiße Kinder in Sklavereigesellschaft
  • Weiße, die in Sklavereigesellschaft leben und SklavInnen haben übernehmen Einstellung typischer SklavenhalterInnen
  • Je weniger Öffentlichkeit die Sklavenhaltung hat, vor allem vor nicht-Sklaven-Haltenden Weissen, desto brutaler ist die Sklaverei. Volle Öffentlichkeit, speziell in Nicht-Sklavengesellschaften, ist ihr Ende
  • Körperlich behinderte SklavInnen wurden als für die Arbeit unbrauchbar getötet
  • SklavInnen wurden auch gezielt gezüchtet (die Ausnahme)
  • SklavenhändlerInnen galten als brutal und wurden ungern gesehen ("notwendiges Übel")
  • Keine Sklaverei ohne Gewalt
  • Anti-Sklaverei Bewegung: Anzahl der AktivistInnen weniger wichtig, als Wahrheit der Kampagneninhalte